Philosophie + Konzept
Pferde berühren
Die Berührung eines Pferdes, das Zusammensein mit ihm lässt mich zur Ruhe kommen, entspannen und erden. Das Leben wird entschleunigt und ich kann durchatmen. Ich muss nichts erklären oder beweisen, werde einfach angenommen.
Im Alltag geht es meistens um Erfolg, um Profit und Effektivität. Diesem enormen Leistungsdruck sind nicht nur Erwachsene, sondern zunehmend auch Kinder und Jugendliche ausgesetzt:
Überforderung (Burnout), Konzentrationsschwächen, körperliche Unruhe, Depressionen, mangelndes Selbstwertgefühl sind nur einige der möglichen Folgeerscheinungen.
Wir möchten Menschen auf unserem Hof teilhaben lassen an den Erfahrungen, die Pferde einem bieten können. Dabei geht es nicht um das „Reiten lernen“ an sich oder sportliche Erfolge; sondern vielmehr um die Entwicklung von Selbstbewusstsein und sozialen Kompetenzen, um das Überwinden von Ängsten, um Wahrnehmungsförderung und Sensibilisierung, um Entspannung und Aktivität, um das Gefühl, angenommen und getragen zu werden … ohne (Leistungs-) Druck! … und um ganz viel Spaß und Freude!
Es geht also um die ganzheitliche Förderung auf körperlicher, geistiger, emotionaler und sozialer Ebene. Und die findet nicht nur auf dem Pferd, sondern auch mit, am, durch und für das Pferd statt.
Jeder wird dort abgeholt, wo er gerade steht. Wir arbeiten Ressourcen- und nicht Defizit-orientiert. Wir möchten im Rahmen der individuellen Möglichkeiten Hilfe zur Selbsthilfe leisten, zu selbständigem Handeln führen und ganz allgemein die Lebensqualität erhöhen. Wir arbeiten im Einzel- oder Zweiersetting oder in kleinen Gruppen, so dass jeder gut gesehen wird.
Eine artbewusste Haltung der Pferde, ein respektvoller Umgang mit ihnen, die Offenheit, zu hören und zu sehen, was sie bewegt und was sie brauchen, und sie, wenn nötig auch zu schützen … das ist die Grundvoraussetzung für unsere Zusammenarbeit und liegt mir besonders am Herzen.
In einem Erstgespräch stelle ich mich, unseren Hof und die Pferde vor und möchte Sie/Ihr Kind kennenlernen. Sie benennen Ihre Wünsche und Erwartungen und wir schauen, wie wir diese erfüllen oder daran arbeiten können.
- Was bedeutet eigentlich „pferdegestützte Intervention“?
- Für wen kommen die Angebote in Frage?
- Mögliche „Störungs- oder Krankheitsbilder“
- Was machen wir nun? Wie arbeite ich?
So viele Begriffe?!?
Was bedeutet eigentlich „pferdegestützte Intervention“?
Der Begriff Pferdegestützte Interventionen wird als Ober- oder Sammelbegriff für alle Formen pferdegestützter Tätigkeiten verwendet, wie z.B. Therapeutisches Reiten (Reittherapie), Reitpädagogik, heilpädagogisches Reiten, pferdegestützte Erlebnispädagogik und –Förderung etc. Leider werden oft unterschiedliche Begriffe für verschiedene Interventionen genutzt, welche die gleiche Bedeutung haben. Zudem sind die Übergänge der unterschiedlichen Bereiche fließend.
In der Reittherapie (in der Regel Einzelangebote) geht es bei mir um individuelle Unterstützung und gezielte Förderung des Einzelnen durch den Kontakt zum Pferd, Neben dem “Getragen werden“ (Reiten) spielen Beziehungsaspekte hier eine wesentliche Rolle. Pferd, Therapeut/Pädagoge und Klient treten miteinander in Kontakt, dabei wirkt das Tier oft als „Eisbrecher“ und kann so dem Menschen helfen, sich (wieder) zu öffnen.
z.B. bei Entwicklungsstörungen, körperlichen und geistigen Behinderungen, psychischen Auffälligkeiten oder auch stabilisierend in oder nach Krisensituationen (Trennungen, Verluste, Traumatisierungen) …auch parallel zu anderen Therapien und gern im Austausch mit Therapeuten, Schule, Jugendamt etc.
In der Reitpädagogik geht es mehr um soziale Förderung. Gruppenerlebnisse und die Interaktion nicht nur mit dem Pferd und dem Therapeuten/Pädagogen, sondern auch mit anderen Menschen und der Umwelt stehen im Vordergrund. Sinnvolle Freizeitbeschäftigung und körperliche Aktivität sollen motivieren und Spaß bringen.
z.B. bei Verhaltensauffälligkeiten, Lernschwierigkeiten, Kontaktschwierigkeiten, Unsicherheiten, fehlender Motivation, Gewichtsproblemen etc. oder einfach weil man Freude daran hat!!!
In der pferdestützten Erlebnispädagogik steht das Gruppen- (Natur-) Erlebnis, das Projekt im Vordergrund. Man wächst gemeinsam an der gestellten Aufgabe. Das führt u.a. zur
- Stärkung des Selbstbewusstseins und Erhöhung der Frustrationstoleranz
- Förderung des Sozialverhaltens
- Förderung von Kreativität und Improvisationsvermögen
- Besondere Erlebnisse prägen und wirken lange nach, so können Lernprozesse in Gang gesetzt … und Verhalten, Denken und Fühlen weiter entwickelt werden.
Konfuzius
„Ich höre und vergesse, ich sehe und erinnere, ich tue und verstehe“
Für wen kommen die Angebote in Frage?
Prinzipiell können pferdegestützte Interventionen für jeden bereichernd sein: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ältere Menschen, mit oder ohne Beeinträchtigungen. Es sollte die grundsätzliche Bereitschaft vorhanden sein, mit den Tieren in Kontakt zu treten. Eventuelle Kontraindikationen werden im Vorgespräch geklärt.
Durch die Arbeit mit den Pferden lässt sich vieles positiv beeinflussen:
Körperlich
- Motorik (grob und fein)
- Körperempfinden
- Körperhaltung
- Gleichgewicht
Geistig
- Konzentrations- und Lernfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Sprachverständnis und -fähigkeit
- Lern- und Leistungsbereitschaft
- Reaktionsvermögen
Sozial
- Verantwortungsbewusstsein
- Empathiefähigkeit
- Hilfsbereitschaft
- Kompromissbereitschaft
- Abbau von aggressiven Verhaltensweisen
- Erlangung sozialer Handlungskompetenz
Emotional
- Wahrnehmung
- Selbstbewusstsein
- Stärkung der Persönlichkeit
- Abbau von Ängsten
- Erfahrung von Selbstwirksamkeit
- Freude im Umgang mit anderen Lebewesen
Mögliche „Störungs- oder Krankheitsbilder“
bei denen Reittherapie eine gute Unterstützung sein kann (teilweise auch zusätzlich zu anderen Therapeutischen Angeboten).
- Verhaltensauffälligkeiten
- Konzentrationsstörungen (z.B. AD(H)S)
- Lernschwierigkeiten/ -störungen
- Entwicklungsverzögerungen/ -störungen (z.B. im motorischen, sprachlichen, emotionalen Bereich)
- Wahrnehmungsstörungen
- Sinnesstörungen
- Bindungsproblematiken
- Gewichtsprobleme und Essstörungen
- Depressionen
- Ängste
- Traumafolgestörungen
- Geistige und körperliche Behinderungen (z.B. Trisomie 21 oder FASD)
- Demenz
- Herabgesetzte Motivation
Was machen wir nun? Wie arbeite ich?
Wir arbeiten am, mit, auf, durch und für das Pferd….
Dazu gehören das Beobachten, Kennenlernen und Versorgen der Pferde genauso, wie das Führen und das Reiten. Je nach Angebot z.B.:
- Das Erlernen der „Pferdesprache“
- Spaziergänge mit/auf dem Pferd
- Wahrnehmungserlebnisse mit den Pferden
- (Geschicklichkeits-) Spiele auf/mit dem Pferd
- Phantasiereisen
- Entspannungserlebnisse
- Parcours bauen und bewältigen
- Bodenarbeit/Freiarbeit
- Pferde-Wellness
- „Tellington“-Arbeit
- Pferde bemalen und frisieren
- Reiten/Voltigieren
- Stallarbeit
- „Theorie“
- Hof-Aktionen (Trecker fahren etc.)
… und ich lerne gern und viel von meinen Klienten und den Pferden, die oft ungeahnte Ideen, Phantasien und Kapazitäten entwickeln.